Diakonie und Caritas stellen neuen Sozialbericht für Bonn vor.
In Bonn geht die Schere zwischen Arm und Reich besonders weit auseinander. Das ist das Fazit des Sozialberichts für die Stadt Bonn, den die beiden Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas jetzt veröffentlichen. Sie hatten gemeinsam den Sozialbericht in Auftrag gegeben.
„Soziale Arbeit gelingt dann am besten, wenn man genau weiß, wo die sozialen Schieflagen einer Stadt sind, wo Menschen am meisten unsere Hilfe benötigen. Dazu benötigt man aussagekräftige Analysen. Unser Interesse ist es, zielgerichtet und nachhaltig dort unsere Kräfte einzusetzen, wo Menschen nur geringe Teilhabechancen haben“, begründen Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider und Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher ihr Engagement. Ein aktueller Sozialbericht habe viele Jahre gefehlt. Deshalb seien die Wohlfahrtsverbände gemeinsam initiativ geworden. Die Wohlfahrtsverbände haben den Sozialbericht aus eigenen Mitteln finanziert, mit großzügiger Unterstützung der caritas stiftung bonn.
Zutiefst gepalten
„Auf den ersten Blick ist Bonn eine reiche, attraktive Stadt. Aber auf den zweiten Blick ist sie zutiefst gespalten“, stellen beide fest. Um genauer hinzuschauen, wurde ein Teilhabeindex erstellt. Bei einer Index-Spannweite von 100 Punkten, wobei 100 für maximale Teilhabechancen steht, bewegen sich die statistischen Bezirke der Stadt Bonn zwischen 14,38 und 89,22 Punkten. Stellt man sich das Ganze auf einem Maßband von einem Meter vor, liegen dazwischen knapp 75 Zentimeter. Das ist ein gravierender Abstand, der die bestehenden Unterschiede in den Bezirken verdeutlicht.
Zunächst wurden die vier Stadtbezirke in Augenschein genommen, dann die daraus ersichtlichen Stadtteile mit vom Mittel abweichenden Werten. Es ging darum, in den Stadtteilen Daten zu soziodemographischen und strukturellen Fragestellungen zu sammeln. Herausgekommen ist eine detaillierte Übersicht über die Stadtteile, die besonders positiv hervorstechen bzw. besondere Problemlagen aufweisen.
Und eines wird noch einmal schwarz auf weiß deutlich: Teilhabe wird wesentlich durch Armut beschränkt. Armut definiert sich hier als Armut im Vergleich zum Umfeld eines Menschen. Das heißt, es geht nicht nur um einen Mangel an finanziellen Möglichkeiten, sondern Armut bedeutet hier ebenfalls einen Mangel an sozialen Aufstiegsmöglichkeiten, Beziehungen und Entfaltungsmöglichkeiten.
„Gerade im Zuge der aktuellen Kommunalwahlen finden wir es wichtig, den Politikern, die entscheidend dazu beitragen können, Defizite zu beheben, aufzuzeigen, wie dringend in bestimmten Stadtgebieten Menschen Unterstützung benötigen. Hier geht es nicht um Geldvergabe nach der Gießkannenmethode. Wir wollen gezielt Menschen befähigen, selbst aktiv zu werden, Hoffnung geben, Teilhabechancen erhöhen und damit Armut, vor allem Kinderarmut, verringern“, so Hamacher und Schneider.
Die objektiven Daten seien auch perspektivisch für die Arbeit der beiden Verbänden wichtig und hilfreich, um zielgerichtet Problemlagen angehen zu können.